Wracks bei Saint Tropez

Sain Tropez im Süden Frankreichs ist ein im Mittelmeer einzigartiges Wracktauchgebiet! Direkt in der Bucht von St. Tropez (Schiffsfriedhof) und weiter südlich liegen über 10 großteils sehr gut erhaltene Wracks. Die European Diving Scool auf dem Campingplatz Kon Tiki fährt alle Wracks an. Das gesamte Tauchgebiet ist nur für fortgeschrittene Taucher empfehlenswert, da die Wracks fast ausnahmslos in sehr großer Tiefe (30 bis über 60 m) liegen. Nachfolgend eine Beschreibung zweier Wracks.

 

U-Boot Wrack Rubis

Französisches U-Boot, das 1958 vor Cap Camarat (zwischen Cavalaire und St. Tropez) als Ortungsziel für die französische Marine sowie zum Trainieren der Marinetaucher versenkt wurde. Es liegt in einer Tiefe von 41 Metern aufrecht auf dem Sandgrund und ist sehr gut erhalten. Häufig sehr starke Strömungen! Bleibt man am ohnehin interessanteren Oberdeck, so kann man das ganze U-Boot während eines einzigen Tauchganges erkunden. Das Eindringen ins Innere des Wracks ist mittlerweile nicht mehr möglich, die Einstiegsluke wurde nach mehreren tödlichen Unfällen verschlossen. Ortung schwierig, nur GPS reicht nicht aus. Genaues Peilen notwendig. NUR FÜR FORTGESCHRITTENE TAUCHER!!

Technische Daten der Rubis

Schiffstyp: U-Boot, 762 Tonnen
Baujahr: 1931
gesunken: 31. Jänner 1958

Länge: 66 m
Koordinaten: 43° 11,32 Nord; 6° 42,11 Ost
minimale/maximale Tiefe: 34 m/41 m

 

Ein Tauchgang an der Rubis
Es war mein letzter Tag in St. Tropez, und gleichzeitig sollte es der dritte Tauchgang zur "Rubis" werden. Kurz vor Beginn der Ausfahrt versuchte ich dem verantwortlichen Tauchlehrer Michael klarzumachen, daß ich diesmal unbedingt ins Innere des Wracks vordringen möchte. Seine Augen begannen zu glänzen. "Hast Du Platzangst?", fragte er mich noch kurz, dann wurde folgendes vereinbart: wir bleiben am Boot, während die anderen ihren Tauchgang machen (mit dem Vorwand, den Halt des Ankers und das Boot zu überwachen), und erst wenn alle an Bord sind, steigen wir ins Wasser. Unser Vorhaben darf niemand wissen.
Beginn des Abstiegs. Ich bin überraschend ruhig. Entlang des Ankerseils lassen wir uns ca. 20 m durchs tiefblaue Wasser fallen, bis wir endlich schemenhaft das Wrack unter uns erkennen können. An Deck in 35 m Tiefe angekommen noch ein kurzer Check. Alles ok. Wir schalten unsere Lampen ein, Michael zwängt sich zuerst durch die zwei Einstiegsluken senkrecht nach unten. Jetzt bin ich dran. Trotz meiner kleinen 10-Liter-Flasche schaffe ich es nur mit größter Mühe durch den sehr engen Schacht nach unten. Ein Ruck, ich hänge fest. Nochmal zurück und wieder vor. Geschafft. Mein Tiefenmesser zeigt 41 Meter. Es ist eng hier, sehr eng. Zuerst tauchen wir Richtung Bug, Michael taucht voran. Nebeneinander geht's nicht, es ist für einen schon fast zu eng. Alle paar Meter kommt eine noch engere Tür, durch die wir uns durchzwängen. Überall hängen Kabel und Blechteile herab. Nur nirgends hängenbleiben! Nach ungefähr 30 Metern sind wir ganz im Heck des Wracks angelangt. Michael schwenkt seine Lampe aufgeregt hin und her. Da! Ein riesiger Meeraal, bestimmt über 2 m! Wir haben aber keine Zeit. Ein kurzer Blick auf unseren Luftvorrat sagt uns: Zurück!! Also wieder durch alle Luken gezwängt, vorbei an Schaltern, Drähten, scharfen Kanten. Erst jetzt fallen mir alle paar Meter die winzigen Bullaugen auf, durch die jedoch kaum mehr Licht dringt, sie sind von Algen fast vollständig zugewachsen. Ich halte an und schalte meine Lampe aus: es ist finster, wirklich stockfinster! Schnell die Lampe wieder ein und weiter. Bei den Ausstiegsluken angekommen fragt mich Michael mit Handzeichen: "Tauchen wir noch kurz Richtung Heck?" "Ok!". Die erste Türe steht offen, an der zweiten hält Michael an und signalisiert "STOP!!". Später an der

Oberfläche erklärt er mir, daß die folgenden Türen zufallen und sich dann verklemmen. Wir tauchen also zurück zu den Ausstiegsluken und zum Ankerseil. Ab nach oben! Im seichteren Wasser müssen wir unsere Augen zusammenkneifen, so hell ist es hier im Vergleich zum Inneren des Wracks. In sechs Metern Tiefe machen wir noch einen Dekostop, dann geht's endgültig nach oben. Das war der schönste und spannendste Tauchgang, den ich je gemacht hatte. Ich komme wieder...
 
 

Wrack Togo

Dampfschiff, das zum Transport von Kohlen eingesetzt wurde. Nach Kriegsende lief die "Togo" auf eine von einem deutschen U-Boot UC-35 gelegten Mine auf und sank in der Bucht von Cavalaire. Der Frachter liegt aufrecht auf dem Sandgrund, das Deck in 47 m, der Sandgrund in 55 (Bug) bis 60 m Tiefe. Das von der Mine abgesprengte Heck liegt etwas abseits in über 60 m Tiefe. Das Wrack ist zu groß und zu tief, um während eines einzelnen Tauchganges erkundet zu werden. Aufgrund der sehr großen Tiefe besteht neben anderen Gefahren die eines Tiefenrausches, weshalb der Tauchgang mit allergrößter Vorsicht und nur von sehr erfahrenen Tauchern durchgeführt werden sollte.

 

Technische Daten der Togo

Schiffstyp: Frachtschiff, 1640 Tonnen
Baujahr: 1882

gesunken: 12. Mai 1918
Länge: 76 m
Koordinaten: 43° 10,13 Nord; 6° 35,75 Ost
minimale/maximale Tiefe: 45 m/60 m, Heck noch tiefer

 

Ein Tauchgang an der Togo

Trotz Echolot, GPS und genauen Daten zum Peilen suchten wir bereits eine Dreiviertelstunde nach dem Wrack, bis endlich die Konturen des riesigen Frachtschiffes auf dem Echolot erschienen. Während des endlos erscheinenden Rasselns der Ankerkette bereiteten wir unsere Ausrüstung vor und sprangen ins Wasser. Wir waren zu dritt, mein Vater, Sabine und ich. Vor dem Abstieg wurde der genaue Plan des Tauchganges besprochen. Wir wollten diemal ganz besonders vorsichtig sein.
Abtauchen. Oje, die Sicht ist heute schlecht, das Wasser etwas trüb. Wir lassen uns in die Tiefe fallen. 20 m, 25 m, noch immer kein Wrack zu sehen. Rundherum alles blaugrün. Dann endlich, in 30 m entdecken wir das Wrack, ganz schemenhaft und unscharf, tief unter uns. Mulmiges Gefühl. Ein kurzer Blick zu den Partnern, alles ok. Also weiter. Wir kommen an Deck an, das über und über von roten Gorgonien und Schwämmen bewachsen ist. Das Schiff ist riesig: die Bordwand ist ca. 10 m hoch! Wir tauchen zum hinteren Teil des Schiffes, dorthin, wo die Mine das Loch gerissen hat, ins Loch hinein und bei einem der Laderäume wieder heraus. Plötzlich, noch bevor wir den Ausgang des Laderaumes erreicht haben, hält sich Sabine an mir fest und signalisiert, daß ihr schwindelig sei. Tiefenrausch, sofort höher gehen! Wir ziehen sie zur Ankerkette und dann nach oben. Erst in 30 m verschwinden die Symptome, wir bringen sie bis zur in 5 m Tiefe hängenden Reservepreßluftflasche und tauchen zu zweit wieder ab. Der Luftvorrat ist fast zur Hälfte weg. Kurz tauchen wir noch zum Bug, sehen uns einige Laderäume an. Dann müssen wir nach oben. Nach einem kurzen Dekompressionsstop stellen wir an der Oberfläche fest: Ein wirklich tolles Wrack, wahrscheinlich eines der schönsten im Mittelmeer, aber viel zu tief, weshalb die Dauer des Tauchganges auf 25 - 35 min beschränkt ist. Alleine der Ab- und vor allem der Aufstieg benötigen so viel Zeit, daß gut 1/3 des Luftvorrates weg ist. Trotzdem tauchen wir ein paar Tage darauf nochmal zur "Togo".

Links
European Diving School